daß ihr mir unrecht getan, und der Unglückliche, er tröste sich, einen seinesgleichen zu finden, der trotz allen Hindernissen der Natur, doch noch alles getan, was in seinem Vermögen stand, um in die Reihe würdiger Künstler und Menschen aufgenommen zu werden - ihr meine Brüder Carl und [Johann fehlt], sobald ich tot bin, und Professor Schmid lebt noch, so bittet ihn in meinem Namen, daß er meine Krankheit beschreibe, und dieses hier geschriebene Blatt füget ihr dieser meiner Krankengeschichte bei, [ein unleserliches Wort durchstrichen] damit wenigstens so viel als möglich die Welt nach meinem Tode mit mir versöhnt werde - zugleich erkläre ich euch beide hier für [meinen durchstrichen] die Erben des kleinen Vermögens, (wenn man es so nennen kann) von mir, teilt es redlich, und vertragt und helft euch einander; was ihr mir zuwider getan, das wißt ihr, war euch schon längst verziehen, dir Bruder Carl danke ich noch insbesondere für deine in dieser letztern spätern Zeit mir bewiesene Anhänglichkeit; mein Wunsch ist, daß [ich durchstrichen] euch ein bessers sorgen[volleres durchstrichen] loseres Leben als mir werde, empfehlt euren [nach durchstrichen] Kindern Tugend, sie nur allein kann glücklich machen, nicht Geld, ich spreche aus Erfahrung, sie war es, die mich selbst im Elende gehoben, ihr danke [Seite 3] ich nebst meiner Kunst, daß ich durch keinen Selbstmord mein Leben endigte - lebt wohl und liebt euch, - allen Freunden danke ich, besonders Fürst Lichnowski und Professor Schmid. Die Instrumente von Fürst L. wünsche ich, daß sie doch mögen aufbewahrt werden bei einem von euch, doch entstehe deswegen kein Streit unter euch, sobald sie euch aber zu was nüzlicherm dienen können, so verkauft sie nur, wie froh bin ich, wenn ich auch noch unter meinem Grabe euch nützen kann - so wär\'s geschehen - mit Freuden eil ich dem Tode entgegen - kömmt er früher, als ich Gelegenheit gehabt habe, noch alle meine Kunst-Fähigkeiten zu entfalten, so wird er mir trotz meinem harten Schicksal doch noch zu frühe kommen, und ich würde ihn wohl später wünschen - doch auch dann bin ich zufrieden, befreit er mich nicht von einem endlosen, leidenden Zustande? - komm, wann du willst, ich gehe dir mutig entgegen - lebt wohl und vergeßt mich nicht ganz im Tode, ich habe es um euch verdient, indem ich in meinem Leben oft an euch gedacht, euch glücklich zu machen, seid es -
Ludwig van Beethoven
Heiglnstadt
am 6ten October 1802